Huldigung der Blutwurst
Ständig mach ich mir Gedanken um sie: die Blutwurst. Man sagt es sei die älteste Wurst der Welt. Schon Homer hat sie in seiner Odyssee erwähnt. Sie gehört zu den klassischen Hausmacher Wurstsorten und sollte bei jeder Schlachtung auf jeden Fall auf der To-do-Liste stehen.
Früher war eine gute Blutwurst das Aushängeschild jedes Metzgers. Heute habe ich das Gefühl, dass viele Menschen, insb. die, die jünger als 65 Jahre sind, eine Abneigung gegen die Blutwurst haben. Für mich grenzt das fast schon an Beleidigung und stößt bei mir auf Unverständnis. In meiner Verzweiflung möchte ich aber trotzdem ein paar Zeilen der Blutwurst widmen, in der Hoffnung sie wieder ins rechte Licht zu rücken.
Warum wir Blutwurst essen sollten:
1. Aus Respekt!
Für unseren Genuss stirbt ein Lebewesen. Meistens ein Schwein. Von diesem Schwein sollte alles was für den menschlichen Verzehr geeignet ist, verwertet werden. Es ist doch ethisch und auch moralisch sehr verwerflich etwas so edles, wie tierische Lebensmittel achtlos zu entsorgen. Selbst wenn es einfacher ist, als alles zu verarbeiten.
2. Der Umwelt zu Liebe!
Deutschland ist einer der größten Exporteure an Schweinefleisch; insbesondere von Stücken die hier fast niemand mehr essen will. Landwirtschaft ist eigentlich dazu da, die eigene Bevölkerung zu versorgen; nicht um andere Volkswirtschaften mit günstigen Importen zu schädigen. Aber wenigstens werden die Stücke noch irgendwo auf dem Planeten verwertet. Blut dagegen ist nicht haltbar und nicht konservierbar. Deshalb ist es Abfall und führt durch seine Zusammensetzung zu einem echten Entsorgungsproblem.
3. Blutwurst ist gesund!
Blut als solches hatte in fast jeder Völkergeschichte einen großen kulturellen Stellenwert und wird als Urstoff des Lebens gesehen. In einigen Kulturen wurde der Mensch aus dem Blut der Götter erschaffen, in anderen besteht der Mensch aus „Fleisch und Blut“… Blut bedeutet Leben, kein Blut bedeutet Tod. Deshalb ist die Farbe Rot einerseits Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, andererseits auch oft die Farbe des Todes, als Metapher für das geflossene Blut. Blut war ein wichtiges Element bei Opferfesten: es wurde getrunken, sollte Kraft geben, war heilig, uvm.
Unabhängig von all den kulturgeschichtlichen Belegen von Blut und was die Menschen damals in das Blut hineininterpretiert haben, hatten sie mit einem Recht: Blut ist gesund und gibt daher Kraft. Es ist Träger vieler Vitamine und Mineralstoffe mit einem hohen Eiweißgehalt. Das heißt natürlich nicht, dass man es frisch du warm im Glas trinken soll, aber den Ekel der Blutwurst gegenüber kann man getrost ablegen. Wir bestellen uns teures Super Food online, um dann einen stinkenden Tee aus unbekannten Wurzeln zu trinken; wenn das heimische Super Food direkt vor der Tür wäre.
4. Weil’s einfach schmeckt!
Blutwurst unterscheidet sich von Region zu Region. Da muss man erst gar nicht erst nach Frankreich um eine Boudin Noir zu essen damit man mal eine andere Art von Blutwurst probiert hat. In Norddeutschland gibt es andere Kreationen, wie in Süddeutschland und da auch wieder Unterschiede zwischen Bayern und Schwaben und Baden… es gibt sie fein und mit Fettstückchen, mit oder ohne Fleisch, mit oder ohne Schwarte, mit oder ohne Wein, Creme Fraiche oder Sahne, in verschiedenen Geschmacksrichtungen, im Glas oder in der Dose, geräuchert, frisch, hart oder weich, warm oder kalt… Der Kreativität sind mit Blutwurst einfach keine Grenzen gesetzt: Blutwursttarte, Blutwurstravioli, auf dem Flammkuchen, mit Fisch, uvm.
Wer jetzt immer noch Angst vor der Blutwurst hat, dem kann ich nur empfehlen mal mit einem warmen Blutwurstgericht anzufangen und sich dann langsam vorzutasten. Es wird besser schmecken als man es sich vorstellt! Und wem es dann immer noch nicht schmeckt, der hat entweder keine gute Blutwurst gehabt oder ist ein armer Tropf. Ich werde auf jeden Fall Blutwurst immer genießen. Mit einem ordentlichen Wein, Schampus oder Bier; je nach Anlass und Gericht; immer ein Genuss.